Verarbeiten von Gedanken an meine Mutter, die vor einem Jahr verstorben ist
Ich filzte bei stürmischem Wetter mit vielen Geräuschen.
Ich habe ein Bild gewählt, in das ich viele Details einarbeiten konnte. Die Qualität der Wolle ist robust und natürlich, ungefärbt. Das Leben als Kind und Jugendliche mit meiner Mutter war nicht bunt.
Ich war als Kind willkommen, Daher habe ich weiße Wolle als Grundlage für meine Arbeit verwendet. Dazu verschiedene Naturtöne, auch grau. Ein kleines Stück ist in Schollentechnik gearbeitet, da bricht etwas auf, es wird besser. Ich musste mir meinen eigenen Weg stets erkämpfen. Ich habe viel Kraft dafür gebraucht und es ist mir nicht immer gelungen. Für meine Kraftressourcen steht das Rot.
Einige Bilder sind zufällig entstanden, wie der Vogel, der in die Freiheit fliegt. Ich habe ein kleines Stück Netz verarbeitet, spontan und unbewusst dazu gegriffen. Oft durfte ich keine eigenen Entscheidungen treffen.
Ein Teil im Bild sind verschiedenfarbige Stufen, von dunkelgrau über hellgrau zu weiß. Es wird heller nach oben. Links am Rand sind Streifen aus Seide, sie setzen Grenzen für die Freiheit, meine Mutter war sehr ängstlich und hat mich nicht in die Welt gelassen.
In der Mitte das Auge meiner Mutter, alles im Blick haben, beobachten, auch kontrollieren. Zwei kleine Spiegel mit Gittern habe ich eingearbeitet, sie stehen dafür, wie sie sich selbst bewundert und sich um sich dreht.
Ich hatte noch verschiedene andere Zutaten in meinen Händen, habe abgewogen, und einige wieder weggelegt. Ich wollte keinen Kitsch verarbeiten. Ein Stück lachsrote Spitze aus dem Stofffundus meiner Kindheit konnte ich gerade akzeptieren.
Ich wollte auch ein paar Farben einarbeiten, für die schönen Zeiten, die positiven Momente. Das Grün für die Arbeit meiner Mutter im Garten, nicht in der freien Natur, aus Angst vor Unbegrenztem. Dieses Grün drückt auch Mitgefühl aus für das nicht immer einfache Leben meiner Mutter. Das Blau habe ich verarbeitet für einen freien Himmel über mir.
Am Ende meiner Arbeit bemerkte ich, dass ich kein Gelb verarbeitet habe. Gelb drückt Freude und Lachen aus, das habe ich sooft vermisst. Spaß und Tollerei.
Meine Arbeit drückt viel Traurigkeit aus in der Erinnerung. Jetzt macht es mich nicht mehr traurig.